Bei solchen Jubiläen lohnt es zurückzuschauen, und ich meine, es ist am lohnenswertesten, sehr weit zurückzuschauen, um den Vereinssport als solchen zu verstehen. Als Quelle dazu muss einmal mehr Hans Pfeiffer mit seiner Schrift „Aus Schule und Alltag in Rheinhessen 1915-1932“ herhalten.
Er schreibt, dass man spätestens mit dem 10. Lebensjahr Mitglied im örtlichen Turnverein 1887 war. Es wurde vor dem „Alten Römer“ am Marktplatz geturnt, der heute komplett zugeparkt ist. Man könnte vielleicht noch Hindernislauf dort betreiben (Anmerkung des Verfassers).
In der kalten Jahreszeit wurde im „Greifenklauer Hof“ geturnt, der der Gemeinde ja weiterhin auch für sportliche Events zur Verfügung steht.
Die Jugend habe im Vereinssport ihre Vorbilder gesucht, Mitglieder mit „souveräner Körperbeherrschung“ genossen „uneingeschränkte Autorität“. Vorbilder, die sie „ermutigte(n), ihnen mit Fleiß und Ausdauer nachzueifern“. Ein Leben ohne Verein führte zu „spürbarer geistiger Erosion und kultureller Verarmung des Landlebens…“
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass alle sportlichen Leistungen, welcher Art sie auch immer seien, der körperlichen Ertüchtigung und Gesunderhaltung vornehmlich junger Menschen dienen, diese zur Bewältigung alltäglicher und selbst beruflicher Lebensaufgaben befähigen und durch Stärkung ihres persönlichen, in der Gemeinschaft erlebten Selbstwertgefühls auch eine wichtige psychologische Aufgabe erfüllten, deren Wichtigkeit und Unentbehrlichkeit mancher Zeitgenosse vielleicht aus Bequemlichkeit und Eigenbrötelei oft nicht zu schätzen wusste.
Viele Jahre später gründete Wolfgang Hirth die erste Volleyballabteilung in Schwabenheim. Das erste Training fand am 09.10.1984 statt. Man beteiligte sich bald an der Breiten- u. Freizeitsport-Liga des Volleyballverbands Rheinland-Pfalz. Ab sofort wurde aus dem Mixed-Spielsystem 4:2 (4 Männer, 2 Frauen) ein 3:3 System.
1986-1987 Mannschaftsfoto
02 - 1989 Heidesheim Platz 2
1990 Belgien
Mit Roland Steinacker als Abteilungsleiter ab 1995 wurde es aber komplex: Stellen von Position 2 und Ansätze eines Läufersystems.
1996 Schwabenheim
1997 Belgien
1997 Saisonabschluss
1998 folgte mit Thomas Neumann ein engagierter Trainer, der mit der Mannschaft das Spiel weiter perfektionierte.
2001 Turnier Mombach
2002 folgten Ralph Seuwen und Daniela Schütz als Abteilungsleiter, Ralph auch als Trainer.
2003 Mannschaftsfoto
Zu dieser Zeit fanden auch erste Begegnungen mit dem Sand statt und erste Beachturniererfahrungen in Engelstadt.
Nach Rolands erster Jugendmannschaft 1995/96 startete Ralph 2006 erneut mit einer Jugendmannschaft. 2008 wurde Jens Claassen Jugendtrainer. Mit dem Abgang der älteren Spieler, war aber auch hier kein Spielbetrieb mehr aufrecht zu erhalten.
2008 übernahm Friedrich „Fritze“ Rohdich das Traineramt für die nicht mehr so Jugendlichen.
Der bisher größte sportliche Erfolg gelang der Mannschaft 2015 mit dem Erreichen der Rheinland-Pfalz-Meisterschaft.
2018 wurde „Fritze“ von Jens abgelöst, nachdem sich die Jugendabteilung aufgelöst hatte.
2006 Mannschaftsfoto
2009 Volleyball Jugend Kanufreizeit
2010 eigenes Jugendturnier
2010 Turnier Kostheim
2011 Mannschaftsfoto alle
2011 Mannschaftsfoto
2013 Beachplatz Schwabenheim
2014 Turnier Gau-Odernheim
2015 Meisterschaftsfeier
Beachturnier Engelstadt
Beachcamp Schwabenheim
2022 sahen wir nach 20 Jahren Ralph-Ära die Zeit gekommen, dass die nächsten 20 Jahre eine Frau die Abteilung leitet. Die Wahl fiel auf Cornelia „Conni“ Macion. 18 Jahre hat sie noch, dann ist wieder ein männlicher Kollege dran, so wie wir im Wechsel auch unsere Trikotwäsche nach dem Spiel praktizieren.
2024 musste uns Jens Claassen aus beruflichen Gründen verlassen, mit ihm ging unser effizientester Mittelblocker und einer der immer ein Motor war für neue Ideen und deren Umsetzung.
Ralph Seuwen hat nach wie vor ein großes Herz für die Abteilung und hat das Training vorläufig bis zum Saisonende wieder übernommen. Wir hoffen, dass diese Saison noch sehr viele Jahre dauern wird, denn seine Technikübungen bringen Ruhe und Ordnung in unser Spiel.
2012 startete die Beach-Ära mit eigenem Platz, der mittlerweile durch eine Flutlichtanlage und die bereits zweite Hütte ergänzt wurde. Da hier gleichzeitig nur 4 Spieler:innen auf dem Platz stehen können, trainieren wir in der Hauptsaison in 2 Schichten, wobei uns die Flutlichtanlage sehr zugute kommt.
Sieht man, wo wir heute stehen, und spannt den Bogen zurück zu Hans Pfeiffers Erleben der Sportwelt vor 100 Jahren, so stellt man u.a. in unserer Abteilung fest, dass der Vereinssport weniger ein Stelldichein der Jugend ist, sondern eher ein Antiaging der Junggebliebenen. Unsere Abteilung ist ein Bekenntnis zum Mannschaftssport, eine Verpflichtung, sich auf Termine zu einigen und seine Position auf dem Spielfeld einzunehmen und mit Leben zu füllen. Ist mehr als Sport, nämlich danach noch bei einem Getränk zusammenzusitzen (z.B. Wasser) und sich über Urlaube und Wärmepumpen zu unterhalten. Ist auch die Pflege unseres liebgewonnenen kleinen Paradieses an der Selz, dem Beachplatz, an dem wir aktuell die neue, geräumigere Hütte bauen.
Und die Jugend? Hat es schwerer sich für den nicht mehr alternativlosen Ortsportverein zu entscheiden.
Und warum?
Weil sie bis zum 18. Lebensjahr von einem Elternteil überall hin kutschiert werden. Mit dem 18 Lebensjahr besitzen fast alle einen Führerschein und damit eine hohe horizontale Mobilität.
Weil man sich in Fitnessstudios nicht für etwas verpflichten muss (außer Beitragszahlung), kommen und gehen kann, wann man will, weil man die Kopfhörer im Ohr lassen kann und mit der immergleichen Mucke sein Programm herunternudeln kann.
Weil „ein längerer Verbleib in der Schule in Verbindung mit erhöhtem Druck, entsprechende Leistungen zu erreichen,“ dazu führt, „dass Schülerinnen und Schüler weniger Möglichkeiten haben, sich körperlich zu betätigen. Mit straffen Stundenplänen und größeren Hausaufgabenmengen ist die Zeit, die früher für Sport und Sportunterricht vorgesehen war, erheblich gesunken.“ (Sebastian Dörr, Landessportbund Rheinland-Pfalz im Ärzteblatt Rheinland-Pfalz 03/24)
Und gemäß der alten Weisheit, was Schmittchen nicht lernt, lernt Schmitt nimmermehr, sieht man in allen Altersgruppen eine zunehmende Sportferne, spricht von sedentärem Verhalten (zu deutsch: es wird zu viel gesessen!) und die WHO stellt fest, dass 62% der Vielsitzer nicht das von der WHO empfohlene Mindestmaß an körperlicher Aktivität erreichen.
„Bei einem 15 prozentigen Leistungsverlust können wir schon feststellen, dass eine ernsthafte Erkrankung vorliegt. …Doch diesen Leistungsverlust bemerken nur die Personen, die regelmäßig Sport treiben.“ (Univ.-Prof. Dr.med. Dr. rer.nat. Perikles Simon, Abteilungsleiter Sportmedizin Institut für Sportwissenschaft Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Ärzteblatt Rheinland-Pfalz 03/24)
Am Ende bleibt festzustellen, dass ein Sportverein wie die TSG auch nach 137 Jahren mehr denn je gebraucht wird und ein wichtiger Bestandteil auch nach 40 Jahren die Volleyballabteilung bleiben sollte. Auch, wenn die Rahmenbedingungen schwieriger geworden sind, dürfen wir nicht ruhen, unserem bewegungsscheuen Umfeld die Unersetzlichkeit von Vereinsleben, Mannschaftssport, wachsendem Teamgeist und Sport als nebenwirkungsärmstem Antidepressivum immer wieder kund zu tun.
Für die Mannschaft: Matthias Mohr